Künstliche Intelligenz im Autorenstübchen

von Gastautorin Gabriele Herbst

Seit der Einführung von ChatGPT im Herbst 2022 und der folgenden Weiterentwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) hat sich die Arbeitswelt in vielen Bereichen stark verändert; das trifft im besonderen Maße auch auf die schreibende Zunft zu.

Dieser Artikel soll dir einen Überblick darüber geben, was KI wirklich ist, wie sie funktioniert, welche Vorteile und Nutzen sie für unseren Berufsstand hat und welche rechtlichen und ethischen Aspekte bei ihrer Verwendung zu beachten sind.

Inhaltsverzeichnis

  1. Was ist Künstliche Intelligenz?
  2. Wie funktioniert Künstliche Intelligenz?
  3. Prompts:die Eingabe in KI-Systeme
  4. Praktische Anwendung
    1. Ideenfindung
    2. Ploterstellung
    3. Sachbuchgliederung
    4. Recherche und Informationsbeschaffung
    5. Textgenerierung
  5. Welches Tool soll ich nehmen?
  6. Rechtliche Aspekte der KI-Nutzung
    1. Urheberrecht
    2. Plagiate
    3. Datenschutz- und Datensicherheit
    4. Verantwortungsvolle Nutzung und Transparenz
  7. Fazit

  8. 1. Was ist künstliche Intelligenz?

    Da sich das Gebiet der KI ständig ändert und weiterentwickelt, gibt es bis heute keine einheitliche Definition.

    Das Europäische Parlament definiert sie so:

    „Künstliche Intelligenz ist die Fähigkeit einer Maschine, menschliche Fähigkeiten wie logisches Denken, Lernen Planen und Kreativität zu imitieren.“ Link zur Quelle

    Das Forschungsgebiet der KI beschäftigt sich also damit, das menschliche Denken und Lernen auf einen Computer zu übertragen. Ziel dabei ist es, dass ein Computer nicht mehr für unterschiedliche Aufgaben programmiert werden muss, sondern in der Lage ist, selbständig Probleme zu lösen, Schlussfolgerungen zu ziehen und Antworten zu finden.

    Im Kontext des Schreibens können KI-Tools genutzt werden, um Texte zu generieren, zu analysieren und zu verbessern.

    2. Wie funktioniert Künstliche Intelligenz?

    Die Text-zu-Text-Programme wie ChatGPT, um die es in diesem Artikel geht, werden mit einer unvorstellbaren Menge von Texten aller Art gefüttert. Durch diese Daten entwickelt das Programm ein grundlegendes Verständnis für die Sprache – wie Grammatik, Struktur, Wortschatz – und erkennt die Regeln und Muster, die die Sprache bestimmen, wie etwa die syntaktische Struktur und semantische Verbindungen. Es lernt, wie Wörter und Sätze zusammenwirken, um übergeordnete Ideen zu bilden und logische Zusammenhänge zu schaffen.

    Durch eine umfangreiche Datenanalyse ist das Programm in der Lage, Antworten auf Grundlage von Wahrscheinlichkeiten und erkannten Textmustern zu generieren.

    Das bedeutet, dass das Programm die richtige Antwort nicht „weiß“, sondern die wahrscheinlichste Antwort auf eine eingegebene Frage erzeugt, basierend auf den Mustern und Informationen, die es während seines Trainings gelernt hat.

    Daraus folgen 2 wichtige Punkte, an die wir uns immer wieder erinnern sollten:

    • KI denkt nicht, sie rechnet
    • Sprachmodelle sind keine Wissensmodelle, sondern ergänzen Texte nach Wahrscheinlichkeiten

    Aus der Funktionsweise der Modelle ergeben sich Probleme wie Halluzinationen (das Modell erfindet Sachverhalte und stellt sie als wahr dar) oder Biases (Verzerrung oder Voreingenommenheit, die zu Benachteiligung bestimmter Gruppen führen kann). Zudem sind die Daten bei Modellen, die nicht auf das Internet zugreifen können, oft veraltet.

    An diesen Grenzen lässt sich erkennen, dass diese Programme nur eine Unterstützung für den Menschen sein können. Dieser ist zwingend notwendig, um die Maschinen zu kontrollieren und deren Ergebnisse auf Richtigkeit und menschliche Werte zu überprüfen.

    3. Prompts: die Eingabe in KI-Systeme

    Der Befehl oder die Beschreibung, die einem Tool gegeben wird, um eine bestimmte Aufgabe auszuführen, nennt man Prompt.

    Prompts werden in natürlicher Sprache formuliert, das heißt, du gibst die Anweisung so, wie du sie einem anderen Menschen geben würdest. Zum Beispiel: „Schreibe ein Gedicht über einen Hund.“

    Die Qualität des Prompts hat einen großen Einfluss auf die Qualität des Ergebnisses. Ein guter Prompt muss logisch aufgebaut, klar, präzise und umfassend sein. Je mehr Informationen du dem System gibst, desto besser kann es die Anweisung verstehen und ein gewünschtes Ergebnis liefern.

    Wichtig dabei ist, zu verstehen, dass es sich um einen Dialog handelt. Anders als bei einer Suchmaschine kannst du deine Eingabe je nach erhaltener Antwort verändern oder anpassen, um ein besseres Ergebnis zu erhalten. Oder du kannst zu einem Thema erst eine allgemeine Frage stellen und dich mit weiteren Fragen langsam zum Kern vorarbeiten.

    Das System merkt sich den Kontext, der sich in dieser einen Konversation ergibt und bezieht ihn in die weiteren Antworten ein.

    4. Praktische Anwendung

    Die Text-zu-Text Modelle bieten unzählige Wege, wie wir unseren Schreiballtag erleichtern können. Einige möchte ich dir vorstellen.

    Ideenfindung

    Du weißt nicht, was du schreiben sollst oder hast nur eine vage Idee im Kopf? Für viele Autor:innen ist die kreative Blockade eine große Herausforderung. KI kann hier Abhilfe schaffen, indem sie kreative Impulse liefert.

    Zum Beispiel: „Ich möchte eine Geschichte zum Thema Abenteuer im Afrika schreiben. Bitte gib mir 10 Ideen. Die Geschichte soll für Kinder zwischen 8 und 10 Jahren geeignet sein.“

    Wenn dir die Vorschläge nicht gefallen, kannst du nach weiteren fragen, solange, bis eine Idee bei dir zündet.

    Ploterstellung

    Wenn du eine Idee gefunden habe, kannst du sie zu einem Plot ausbauen.

    Zum Beispiel: Aus dem obigen Ergebnis gefällt mir Vorschlag 3 gut. Daher bitte ich das System mir einen Plot daraus zu erstellen: „Bitte erstelle mir für Punkt 3 einen Plot nach der Heldenreise von Christopher Vogler.“

    Von diesem Ergebnis aus, fragst du immer weiter und tauchst tiefer in deine Geschichte ein, bis der Plot deinen Vorstellungen entspricht.

    Sachbuchgliederung

    Eine Gliederung für ein Sachbuch ist in kurzer Zeit erstellt. Gibt Thema und Zielgruppe ein und schau dir an, ob das Ergebnis in deinem Sinn ist. Auch hier kannst du mit weiteren Fragen das Ergebnis ändern oder erweitern.

    Zum Beispiel: „Ich möchte eine Sachbuch zum Thema „Hundeerziehung auf sanfte Art“ schreiben. Zielgruppe sind Menschen die zum ersten Mal einen Hund haben und diesen ohne Drill und Strafe erziehen wollen. Bitte schreibe die Gliederung für dieses Buch.“

    Du kannst auch deine Ideen eingeben und das System wird sie in seine Antworten einbauen.

    Recherche und Informationsbeschaffung

    Ein weiterer großer Vorteil von KI ist die Unterstützung bei der Recherche. Diese Tools können große Mengen an Daten in kurzer Zeit durchsuchen und relevante Informationen herausfiltern. Das spart wertvolle Zeit und verschafft uns mehr Zeit zum Schreiben.

    Zum Beispiel: „Ich recherchiere für einen Artikel zum Thema Hexenverbrennung im Jahr 1632 in Nürnberg. Bitte stelle mir alle notwendigen Informationen zur Verfügung.“

    Oben haben wir gesehen, dass diese Modelle kein Wissen haben. Daraus folgt, dass diese Angaben falsch sein können. Das trifft insbesondere auf Modelle zu, die keine Anbindung an das Internet haben (z.B. ChatGPT in der kostenfreien Version.)

    Es ist daher erforderlich, alle Fakten nachzuprüfen und sie sich von unterschiedlichen Quellen bestätigen zu lassen.

    Textgenerierung

    Text-zu-Text-Programme sind besonders gut darin, Texte zu generieren. Du kannst dir jede Art von Text erstellen lassen. Zum Beispiel: „Schreibe mir einen Blogartikel/Instagram Post/Gedicht/Kurzgeschichte über …“

    Bitte nimm die ausgegebenen Texte nur als Vorschlag und passe sie an deinen Stil an. Schreibe die Texte so um, dass sie deine Persönlichkeit widerspiegeln und dich repräsentieren. Denn das ist es doch, was wir Autor:innen wollen: unsere Botschaft authentisch in die Welt zu bringen.

    Es gibt noch ein Vielzahl anderer Möglichkeiten, wie du Text-zu-Text-Programme in deinen Schreiballtag integrieren kannst: Schreibblockaden lösen, Figurenerstellung, Weltenbau, Stilanalyse, Grammatik und Rechtschreibfehler aufspüren, Titelfindung, Erstellung von Pitch, Klappentext oder Exposé und unzählige mehr.

    Spiele herum und probiere aus; wenn du diese Tools beherrschst, wirst du dir du enorm viel Zeit sparen.

    5. Welches Tool soll ich nehmen?

    Es gibt unzählige KI-Tools auf dem Markt und jeden Tag werden es mehr. Jedes hat Vor- und Nachteile. Ich empfehle dir, viele auszuprobieren und zu sehen, welches dir am meisten liegt.

    Ich selbst verwende für Recherche Microsoft Copilot oder Google Gemini, für Grammatik und Rechtschreibprüfung Deepl und für alles andere hauptsächlich Chat-GPT.

    Auf der Webseite „There is an AI for that“ findest du ziemlich alle Tools, die es so gibt. Schau gerne dort vorbei aber lass dich bitte nicht von der Menge der Programme erschlagen.

    6. Rechtliche Aspekte bei der Nutzung von KI

    Seit KI-Tools massentauglich geworden sind, tauchen viele rechtliche Probleme auf. Gesetzgebung und Rechtsprechung versuchen, dem gerecht zu werden, aber die Technologie ändert sich so schnell, dass sie immer hinterher hinkt.

    Es ist an uns Nutzern, uns für die Probleme zu sensibilisieren und alles dafür zu tun, damit wir keine Rechte verletzen.

    Ich führe hier die in meinen Augen wichtigsten Punkte für Autoren an. Bitte beachte, dass es sich nur um allgemeine Hinweise und eine Momentaufnahme handelt und nicht um eine Rechtsberatung. Wenn du eine konkrete Beratung benötigst, wende dich bitte an den Anwalt deines Vertrauens.

    Urheberrecht

    Nach deutschem Recht entsteht an allem, was Maschinen erstellen, kein Urheberrecht, da dieses nur persönliche geistige Schöpfungen als schützenswert erachtet. Das heißt, dass Texte (und anderer Output) von jedem genutzt werden können; es gibt keine Möglichkeit, Dritten die Verwendung zu untersagen.

    Die Nutzungsbedingungen, in denen die Nutzungsrechte dem Nutzer übertragen werden, ändern hieran nichts. Sie sind nur eine vertragliche Regelung zwischen dir und dem Systembetreiber und haben keine Auswirkungen auf das Verhältnis zu Dritten.

    Darum ist es umso wichtiger, in die Texte unsere Persönlichkeit einbringen und sie uns zu Eigen machen. Dann entsteht wieder ein Urheberrecht und kein anderer darf unsere Texte ohne Zustimmung verwenden.

    Plagiate

    Weit verbreitet ist die Angst, bei der Verwendung von ausgegebenen Texten andere Werke unrechtmäßig nachzuahmen.

    Wie bei der Funktionsweise beschrieben, fügen die Tools die Wörter nach errechneten Wahrscheinlichkeiten aneinander; es generiert also bei jeder Anfrage einen neuen Text. Dadurch ist die Möglichkeit eines Plagiats gering.

    Da du den ausgegebenen Text nur als Ausgangspunkt für die eigene Arbeit nimmst und so veränderst, dass er zu dir und deiner Persönlichkeit passt, besteht keine Gefahr, ein Plagiat zu verbreiten.

    Datenschutz-und Datensicherheit

    Hier ist wichtig zu wissen ist, dass alle Informationen, die wir in ein System eingeben, an dieses übermittelt werden. Sollten wir personenbezogene Daten anderer Menschen eingeben, verstoßen wir gegen die Datenschutzgrundverordnung.

    Außerdem werden alle Eingaben zum weiteren Training der Systeme verwendet. Es ist theoretisch möglich, dass diese Daten bei einem anderen Nutzer wieder erscheinen.

    Da nicht alle Menschen sorgfältig darauf achten, was sie eingeben, können auch personenbezogene Daten in den von dir erstellten Texten auftauchen; diese dürfen auf keinen Fall weiterverwendet werden.

    Verantwortungsvolle Nutzung und Transparenz

    Es ist unsere eigene Entscheidung, wie wir KI für unsere Zwecke nutzen. Diese Modelle sind Werkzeuge, die unseren Alltag erleichtern. Jedes Werkzeug ist nur so gut, wie der Mensch, der es benutzt.

    Meiner Meinung nach sollte der Einsatz stets transparent und verantwortungsvoll erfolgen. Autor:innen sollten ihren Lesern offenlegen, wenn sie KI-generierte Texte verwenden; das schafft Vertrauen.

    Zudem ist es wichtig, sich der Grenzen und möglichen Fehlerquellen von KI bewusst zu sein und diese entsprechend zu berücksichtigen.

    7. Fazit

    KI bietet zahlreiche Vorteile und kann den Schreibprozess erheblich erleichtern. Von der kreativen Unterstützung über die Recherche bis hin zur Schreibassistenz gibt es viele Anwendungsbereiche. Mit dem richtigen Einsatz von KI kannst du deine Kreativität voll ausschöpfen und dir dabei viel Zeit sparen. Denn am Ende sind wir auch nur Unternehmer, die mit ihren Ressourcen haushalten müssen.

    Über unsere Gastautorin

    Gabriele Herbst hat sich nach ihrer Karriere als Rechtsanwältin und Sales Consultant dem kreativen Schreiben gewidmet. Bei Erscheinen von Chat-GPT hat sie das Potential der künstlichen Intelligenz (KI) für die schreibende Zunft erkannt und sich von Anfang an damit beschäftigt, wie sie sinnvoll angewendet und in Arbeitsprozesse integriert werden kann.

    Mehr zum Thema Künstliche Intelligenz und viele wertvolle Tipps für Autor:innen findest du in ihrem Buch „Künstliche Intelligenz im Autorenstübchen – Von der ersten Idee bis zum Klappentext“.

    Bild: iStock, Igor Kutyaev

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